Mittwoch, 31. Oktober 2018

Einleitung

Durch Zufall stieß ich vor ca. 2 Jahren auf die Seite www.alpenquerung.info. Dort gibt es eine ausführliche und gut bebilderte Beschreibung des inoffiziellen Fernwanderweges L1, entworfen Ende der 80er Jahre von Hans Losse. Ziel war eine Alpenquerung die einerseits ohne technische Hilfsmittel (Bergbahnen, Busse etc.) bewältigt wird und gleichzeitig keine schweren Gletscherquerungen beinhaltet. Nach lesen des ausführlichen Berichts war mir sofort klar, ich möchte diese Alpenquerung machen und mit meinem Freund Markus hatte ich auch schnell einen begeisterten Mitstreiter gefunden. Im Gegensatz zum E5 oder München-Venedig ist der L1 ein umfangreiches und schwieriges Unterfangen, welches nach unserer Recherche unterwegs nur von einer handvoll Wanderer jedes Jahr begangen wird.
Streckenverlauf des L1 mit alternativen. Farben zeigen die Höhe über NN.
Ende letzten Jahres war klar, dass 2018 in naher Zukunft die einzige Möglichkeit ist unser Projekt zu verwirklichen und ich begann mit der Feinplanung. Ich habe die ursprüngliche Route des L1 etwas nach unseren Bedürfnissen umgeplant. Entweder um unattraktive Hütten zu umgehen oder meiner Meinung nach schönere Wege zu haben. Auch haben wir einige Etappen zusammengefasst um etwas Zeit zu sparen. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich erwähnen, dass jeder der vorhat den L1 zu laufen sich selber ausführlich informieren sollte. Diese Seite soll nur als Anregung dienen und aktuelle Informationen zu den Bedingungen auf dem Weg liefern. Der L1 beinhaltet hochalpine Übergänge an denen sich die Bedingungen fast täglich ändern können!

Nun wünsche ich viel Spaß beim lesen und ich freue mich wenn ihr Informationen zu den aktuellen Bedingungen als Kommentar unter die Beiträge postet.

Zur ersten Etappe: Schloss Elmau - Schachenhaus

Dienstag, 30. Oktober 2018

Fazit

Würde ich diese Alpenquerung noch einmal laufen? Ja! Die Alpenquerung auf dem L1 hat alle meine Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen. Größenteils ruhige Wege, gemütliche Hütten und tolle, ständig wechselnde Landschaften, von den schroffen Kalkalpen im Norden über die vergletscherten Zentralalpen mit dem Höhenpunkt Monte Vioz, durch die Granitwüste des Adamello und zuletzt zu  den lieblichen Almlandschaften und Bergmischwäldern der Brescianer Voralpen.
Würde ich etwas anders machen? Nach der Ankunft in Brescia beschlich mich das Gefühl, dass ich in Garmisch doch schon in den Bergen und nicht davor gestartet bin (Es sind auch nur zwei Etappen in den Nordalpen). Also das nächste mal vielleicht schon in Bad Kohlgrub am Hörnle starten oder ab Füssen (Königsschlösser) die Ammergauer Alpen noch durchqueren (ich hab sie zum Glück schon so oft bestiegen, dass zählt sicher mit). Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meinen Abänderungen der Originalroute und kann sie jedem nur ans Herz legen!
Während uns bis ins Vinschgau noch einige andere L1 Aspiranten begegneten, wurde es danach deutlich ruhiger. Im Adamello und auch im Santuario di Monte Conche kommen nach Aussage der Hüttenwirte nur sehr wenige Deutsche vorbei <50 pro Jahr. Ich möchte an alle die das Lesen appellieren: Wenn ihr nicht genug Zeit für den ganzen Weg habt, lauft lieber die zweite Hälfte. Natürlich sind die Stubaier und Ötztaler Alpen schön und wir hatten auch dort teilweise tolle und ruhige Wege. Aber die Ruhe des Adamellogebirges mit seinen riesigen Granithalden, die Gastfreundschaft der Italiener und das gute Essen auf den italienischen Schutzhütten und nicht zuletzt die Besteigung des Monte Vioz waren für mich die absoluten Highlights dieser Unternehmung. Im Süden herrscht noch Alpinismus mit Herz und Liebe zu den Bergen und nicht der Hochtourismus der sich leider in vielen Gegenden der Nordalpen verbreitet hat und die Ansprüche an den Komfort von Hütten und den Ausbaustandart von Wegen immer weiter nach oben schraubt.
Zur Schwierigkeit möchte ich sagen, dass ein großteil der Wege für einen durchschnittlichen Bergwanderer gut zu gehen sind. Ausnahmen sind die Überquerung des Atterkarjochs, des Fürkeleferners und auch einige Passagen im Adamello und in den Brescianer Vorbergen (können normal umgangen werden) die doch etwas mehr alpinistische Erfahrung erfordern. Gerade der Adamello sollte von den physischen (Klettern durch PKW große Granitblöcke und sehr steile Anstiege) aber auch psychischen (lange ausgesetzte Passagen auf schmalen Wegen) Anforderungen nicht unterschätzt werden und man sollte sich wenn möglich die Zeit nehmen, diesen tollen Hochgebirgsweg in Ruhe zu genießen! Bis auf an wenigen Stellen war der L1 immer gut zu finden und für zumindest einen Großteil der Strecke gibt es mittlerweile gute und aktuelle GPS Tracks (z.B. auf Outdooractive).

Donnerstag, 9. August 2018

Etappe 24: Santuario de Conche - Nave - Monte Maddalena - Brescia

Höhenmeter: 634|1598
Kilometer: 20,9
Schwierigkeit: T2
Ankunft am Bahnhof in Brescia
Der letzte Tag unser Alpenüberquerung, waren wir gefühlt nicht erst gestern losgelaufen? Ein letztes mal Rucksack packen, die Schuhe schnüren und loslaufen. Wir spüren beim Start noch die Beine von der langen Etappe gestern und wir fragen uns ob wir wirklich noch über den Monte Maddalena laufen sollen. Aber bis Nave ist die Entscheidung getroffen, wir wollen das sauber Zuende bringen. Und es lohnt sich! Der Aufstieg zum Monte Maddalena ist nochmal sehr ruhig und idyllisch und von oben hat man einen tollen Blick zum Südende des Gardasee und Richtung Adria (die wir leider nicht sehen, da es zu diesig ist). Im Abstieg befindet sich auch noch ein gutes Restaurant welches wir nur empfehlen können. In Brescia geht es dann direkt zum Bahnhof und wir fahren nach Mailand um dort die Nacht zu verbringen und unseren Erfolg gebührend zu feiern.
Schöner Aufstieg durch Laubwälder zum Monte Maddalena
Wegbeschreibung

Vom Santuario geht es die ersten 2,5km zügig auf einem schönen Steig bergab, bis man auf einen breiteren Weg trifft. Ab jetzt läuft man auf dem Fahrweg, der auch immer wieder geteert ist bis Nave. In Nave muss man gut schauen das man den Weg nicht verliert wobei GPS definitiv hilft. Nachdem man die Hauptstraße überquert hat, läuft man durch ein teils verfallenes Industriegebiet und verlässt Nave nach Süden auf einer kleinen, deutlich ansteigenden Straße. Am Ende der Straße beginnt ein Pfad der in den Wald führt. Der Pfad steigt gemächlich an und wir befinden uns bald in einem idyllischen Bachtal das wir nach kurzer Zeit nach Süden verlassen. An einer kleinen Kapelle treffen wir auf einen Fahrweg den wir aber nach ein paar Metern nach Norden verlassen. Nun geht es nochmal auf schönem Pfad steil bergauf und nach ca. einer halben Stunde erreichen wir den Fahrweg am Grat und den Aussichtspunkt am Monte Salena. Der Weg geht nun fast eben und wir wechseln immer wieder zwischen Fahrweg und Pfad. Ab dem Monte Maddalena geht es nun abwärts meist auf schönen Pfaden aber auch Fahrwegen und Teerstraße. Auf 400m ü.M. treffen wir dann auf die Via San Gottardo, eine breite Straße der wir abwärts Richtung Brescia folgen. Der 3V ist weiter gut markiert und so finden wir Problemlos zum Start bzw. Endpunkt des Sentiero 3V, von wo aus wir durch die hübsche Innenstadt zum Bahnhof laufen.
Blick vom Monte Salena nach Süden (links hinten sieht man den Gardasee)
Blick von oben auf Brescia
Start des Sentiero 3 Valli in Brescia und Ende unserer Alpenüberquerung

Mittwoch, 8. August 2018

Etappe 23: Vaghezza - Lodrino - Punta di Reia - Dossone di Facqua - Santuario di Conche

Höhenmeter: 1768|1826
Kilometer: 28
Schwierigkeit: Wechselnd T2 oder T3, Alta Variante am Dossone di Facqua T4
Blick vom Punta di Reia
Kurz vor Ende nocheinmal eine große Herausforderung. Nachdem das B&B in Lodrino ausgebucht ist, müssen wir die ehh schon lange Etappe zum Santuario di Conche noch verlängern. Dazu kommt die wahnsinnige Hitze an diesem Tag. Ohne die Gastfreundschaft einiger Italiener in der Nähe des Monte Dossone wären wir wohl trotz drei Liter im Rucksack trocken gelaufen. Die einzige Wasserstelle zwischen Lodrino und dem Santuario ist auf der Rückseite der Kirche wenn man das Val Sabbia durchquert. Man kommt aber auf dem Weg an einigen Häusern vorbei und die Italiener freuen sich immer über Deutsche und bewirten einen gerne. Auf dieser Etappe darf man ehh keine Hemmungen haben durch Hausgärten oder ähnliches zu laufen, die sich häufig direkt auf dem Grat befinden. Wer meint in den Voralpen gibt es keine Schwierigkeiten mehr, wird sich am Dossone di Facqua eines besseren belehren lassen. Abgesehen davon, dass wir total durchgeschwitzt und völlig am Ende waren, eine schöne und abwechslungsreiche Etappe in den Brescianer Vorbergen. Ein GPS und pfadfinderische Qualitäten sind auf dieser Etappe durchaus hilfreich.
Blau-weiß-blau die Farben der Region Brescia
Wegbeschreibung

Man folgt den Markierungen durch Vaghezza vorbei am verlassenen Rifugio ca Fiurida. Kurz danach geht es nach Südwesten aus dem Dorf hinaus und nach kurzer Zeit steht man auf einmal in einem Hausgarten. Nach kurzem Suchen finden wir den Weg am Rande des Garten entlang in den Wald führen. Bald trifft man auf einen Fahrweg, der einen zum Passate Termine führt. Man folgt kurz der Straße bis ein Fahrweg abzweigt. Diesem folgt man zuerst flach und dann immer steiler werdend. Der Weg wandelt sich in einen Pfad und man wandert auf einem grasigen Buckel mit schönen Ausblicken zum Roccolo Morandi. Hier läuft man durch den Garten eines Jagdhauses, der Weg geht am östlichen Ende des Gartens weiter. Ein schöner Pfad zieht sich mehr oder weniger Eben am Berghang zum Passo della Cavada. Hier folgen wir der Experti Variante die Steil aber unschwierig zwischen Felswänden Richtung Lodrino führt. Auf einer kleinen Teerstraße betritt man Lodrino und hat hier die Möglichkeit nochmal Wasser zu tanken. Der 3V führt an der Hauptstraße entlang nach Cocca di Lodrino. Hier wählen wir die Alta Variante und wandern zuerst durch den Wald und später über Wiesen auf steilem Pfad zum Punta di Reia. Der Pfad geht ohne große Steigungen immer am Grat zum Punta di Ortosei und über den Passata di Vallazzo zum Corna di Sonclino. Ab hier läuft man an einigen Häusern vorbei, wobei der Weg nicht immer eindeutig zu finden ist und plötzlich stehen wir auf einer Terrasse und werden von freundlichen Italienern auf Cola, Kuchen und Caffee Coretto eingeladen. Über den Monte Dossone kommen wir zum Passate Brutte wo man sich zwischen Alta und Bassa Variante entscheiden muss. Die Alta Variante führt über den Grat zum Dossone di Facqua. Es ist teils ausgesetzt und es muss geklettert werden aber nicht so schlimm wie der Zweitbegeher es beschrieben hat. Wer die Alta Variante am Dosso Alto genommen hat kommt hier locker rüber. Schlüsselstelle ist La Streta, eine schmale Spalte die man zwischen Fels hinunterkraxeln muss, gerade breit genug um mit Rucksack begangen zu werden. Kurze Zeit nach dieser Stelle steht man am Passatta de la Brocca. Nun geht es bergab, zuerst auf schönem Steig aber dann leider auch längere Zeit auf Teer ins Val Sabbia. Man überquert die Staatsstraße und läuft weiter auf Teer wieder langsam bergan. Nach einer Weggabelung geht es furchtbar steil auf Teer zu einem Anwesen und von dort weiter Steil auf einem Steig bergauf. Man kommt in den Wald und endlich hat man den höchsten Punkt erreicht. Nun geht es wieder etwas bergab und in leichtem auf und ab Richtung Santuario. Zuletzt müssen nocheinmal 100 Höhenmetern auf breitem Weg zum Santuario bewältigt werden.
Das gemütliche Santuario di Conche
Hütte

Das Santuario di Conche ist nochmal eine tolle Unterkunft zum Abschluss. Die Freiwilligen die die Pilgerunterkunft bewirtschaften sind unglaublich freundlich. Es gibt total leckeres Essen und natürlich Caffee Coretto und alles zu super günstigen Preisen. Leider sind wir zu kaputt um es zum Sonnenuntergang auf den Monte Conche zu schaffen.

Weg zum Passa della Cavada (Bildmitte)
Weg zum Dossone di Facqua
Rückblick über den Grat vom Dossone di Facqua
La Streta

Dienstag, 7. August 2018

Etappe 22: Passo Maniva - Dosso Alto - Corna Blacca - Monte Ario - Vaghezza

Höhenmeter: 955|1467
Kilometer: 17,1
Schwierigkeit: Aufstieg Dosso Alto T4 und UIAA II, Corna Blacca T3, Rest T2
Panorama vom Dosso Alto
Noch drei Tage. Heute begeben wir uns am Dosso Alto und an der Corna Blacca das letzte mal über 2000 Höhenmeter, eine Höhe die wir lange Zeit unserer Tour nicht unterschritten haben. Trotz der Beschreibung von dem Zweitbegeher haben wir uns für die Variante Alta über den Dosso Alto entschieden, ganz nach dem Motto: Wird schon nicht so schlimm sein! Aber ich kann nur sagen, wer bis hierher schon manchmal Probleme mit dem Weg hatte sollte es lieber lassen. Markus hat es zwar hoch geschafft aber würde es auch nicht wieder machen! Aber allein wegen der Aussicht, sollte man den Dosso Alto zumindest bei schönem Wetter besteigen, Notfalls von hinten über den leichten Weg. Der Rest des Tages sind einfachere Wege durch eine schöne Landschaft und wir schonen uns etwas für die Hammeretappe Morgen. Wenn offen, unbedingt Pause am Rifugio Blacchi 2 machen. Super freundliche Leute und der selbst angesetzte Zirbengrappa ist einfach genial. Wir wollten eigentlich in Lodrino übernachten aber die Unterkunft dort war ausgebucht.
Blick vom Rifugio auf den Dosso Alto
Wegbeschreibung

Vom Rifugio Dosso Alto geht es über die Teerstraße und man muss gleich entscheiden, ob man gemütlich die Straße unterhalb des Dosso Alto entlang schlendert oder nach links die Alta Variante nimmt. Der Weg ist Anfangs gut ausgebaut (wohl frisch gerichtet) und geht entspannt den Berg nach oben. Man kommt an einigen alten Höhlen aus dem Ersten Weltkrieg vorbei und plötzlich steht man an einem mit manshohen Disteln und Brennesseln bewachsenen Steilhang. Diesen geht es in Serpentinen nach oben und gerade nach Regen ist es dermaßen rutschig, dass Markus das einzige mal auf der Tour dankend einen Wanderstock von mir genommen hat, sonst wäre er nicht hoch gekommen. Oben angekommen geht es erst über einen graßigen Grat und dann ausgesetzt auf schmalem Pfad zu einem Grat der zum Gipfelplateau hinaufgeht. Hier muss nun richtig geklettert werden und es ist immer wieder ziemlich ausgesetzt. Die letzten Meter zum Gipfel geht es nochmal in Serpentinen durchs Steilgelände. Der Abstieg nach Hinten zum Passo Dosso Alto geht recht steil aber unschwierig durch Weidegelände. Nun folgt man den vielen Tagestouristen auf breitem Weg zum Passo delle Portole mit der Capanna Tita Secchi. Wir gehen den mit Minibagger hergerichteten Weg weiter zum Passo di Paio und treffen kurze Zeit nach dem Pass auf die Abzweigung nach Süden zur Corna Blaccha (nur Holzschild, Wegmarkierungen italienische Flagge folgen). Der Aufstieg ist steil aber bis auf zwei kleine seilversicherte Stellen unschwierig. Der Abstieg geht durch die westlichen Felspfeiler der Corna Blaccha auf schmalem Pfad bis man wieder auf die Bassa Variante trifft. Nun geht es auf gut ausgebauten Wegen und Fahrwegen zur Pian Pezzeda. Nach dem Passo Falcone entscheiden wir uns noch für die Alta Variante über den Monte Ario. Ein schöner Pfad der immer dem Grat folgt. Nach dem Abstieg vom Monte Campello trifft man wieder auf die Bassa Variante und bald ist man im Wald wo man weiter Höhenmeter verliert. Der Weg ist immer gut markiert und bald landet man auf einer Teerstraße in Vaghezza.
Die Corna Blacca
Hütte

Das Rifugio degli Elfi ist eine Pizzeria mit großem Schlafsaal. Sie scheint nicht sehr viel frequentiert, deswegen musste man erstmal Lüften und im großen Waschsaal das braune Wasser ablaufen lassen. Ansonsten war alles in Ordnung. Die Wirtsleute sind freundlich und das Essen und Trinken gut und günstig.
Wo ist Markus? Steilaufstieg im Distelfeld
Markus im Kletteranstieg zum Dosso Alto
Kletterstelle im Anstieg zur Corna Blacca
Alta Variante über den Monte Ario

Montag, 6. August 2018

Etappe 21: Rifugio Tassara - Malga Rondenino - Malga di Vaia - Malga Dasdana - Passo di Maniva

Höhenmeter: 937|1075
Kilometer: 19,4
Schwierigkeit: T2, Von Malga di Vaia zur Malga Dasdana T3
Der schön gelegene Laghetto di Vaia
Heute steht nochmal eine von der Wegfindung her schwerigere Etappe zu den Brescianer Voralpen an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten die nicht alle einheitlich ausgeschildert sind, ein GPS ist hier sehr hilfreich. Der Weg von der Malga di Vaia zur Malga Dasdana ist im nicht ausgetrampelten Zustand sicher schwer zu finden. Die Landschaft ist nun wesentlich lieblicher und erinnert etwas ans Allgäu mit ihren Almen und grasigen Gipfeln. Bei unserer Variante kann man eine gemütliche Mittagspause am idyllischen Laghetto di Vaia verbringen. Am Ende der Etappe trifft man auf den Sentiero 3V, den drei Täler Weg der uns von hier an nach Brescia begleitet. Alternativ kann man ab dem Rifugio Titta Secchi auch den Alta Via de Caffaro gehen (http://caibagolino.blogspot.com/p/un-viaggio-su-un-alta-via-permette-di.html, Tag 3). Dieser ist leider in den Karten nicht eingezeichnet und so habe ich ihn erst auf der Tour durch Wegzeichen entdeckt. Vor allem die Route vom Passo Croce Domini zum Passo Maniva klingt interessant.
Die Malga Rondendino
Wegbeschreibung

Durch die Übernachtung im Rifugio Tassara müssen wir heute leider die ersten 2 km auf Teer zum Passo Croce Domini zurück legen. Direkt südlich vom Rifugio Passo Croce Domini geht dann ein Steig hinunter zur Malga Rondenino. Ab der Malga folgt man ansteigend den Wegweisern zur Malga Mignolo/Lagos di Mignolo. Der Weg ist meist gut erkennbar und auch mehr oder weniger durchgängig markiert. Am Ende des Tals biegt der Weg nach Osten ab und nach kurzem steileren Anstieg kommt man an einen namenlosen See. Hier nimmt man Weg 428 Richtung Grappa di Vaia und zwischendurch ist sogar der Passo Maniva angeschrieben, allerdings würde man dann ein längeres Stück Teerstraße laufen. Deswegen folgen wir nach der Überquerung eines Passes dem Fahrweg zum Laghetto di Vaia. Nach der Malga di mezzo Vaia geht der Weg wieder in einen schmaleren Pfad über und an P1771 folgt man dem Wegweiser der zur Malga Dasdana weist. Das folgende Wegstück ist nur schlecht markiert, aber war bei uns gut zu finden, da der Pfad ausgetrampelt durch hohes Gras geht. Man sieht sporadisch auch Wegzeichen. Es geht erst ein Stück hinauf, bevor der Weg scharf nach Süden abbiegt und nun fast höhenparallel immer am Hang entlang läuft. Der Weg ist schmal und teilweise sehr ausgesetzt im steilen Grashang. Man sieht auch das der Weg nicht regelmäßig gerichtet wird da er teilweise etwas abgerutscht ist. Von der Malga Dasdana folgt man dem Fahrweg zum Passo Maniva, wo man auf den Sentiero 3V trifft, dem man an der Teerstraße und entlang eines Feldweges zum Dosso Alto folgt.
Ausgetrockneter See mit Adamello im Hintergrund
Hütte

Das Rifugio Dosso Alto ist ein ordentliches, familiär geführtes Alpengasthaus mit langer Tradition. Die Preise sind fair, das Essen gut und reichlich und die Zimmer ordentlich. Vom Balkon unseres Zimmers aus haben wir einen schönen Blick ins Tal und auf den Dosso Alto, zumindest nachdem sich die nachmittäglichen Gewitter verzogen haben, die unsere Ausrüstung auf dem überdachten Balkon ziemlich durchnässt haben. Ich kann diese Unterkunft uneingeschränkt empfehlen.
Spärlich markierter Weg zur Malga di Vaia
Schmaler Pfad zur Malga Dasdana
Malga Dasdana und Skianlagen am Passo di Maniva

Sonntag, 5. August 2018

Etappe 20: Rifugio Maria e Franco - Bocchetta Brescia - Passo di Blumone - Rifugio Tassara

Höhenmeter: 600|1364
Kilometer: 17,4
Schwierigkeit: Meist T3 gegen Ende T2, Abstieg von der Bocchetta Brescia T4
Blick von der Bocchetta Brescia nach Süden zu den Brescianer Voralpen
Ein weiterer Tag im Adamellomassiv aber die Landschaft wird lieblicher. Ab hier wird es nun deutlich grüner, mit Almen und auch wieder Bäumen. Der Abstieg von der Bocchetta Brescia fordert nochmal etwas die Technik aber danach wird es gemütlicher und von der Passhöhe erkennt man auch, dass die Berge ab jetzt niedriger werden. Wer am Abend nicht zu viel vom selbstgemachten Grappa gekostet hat und wen die Menschenmassen am Gipfel nicht abschrecken, kann auch noch den Cornone di Blumone mit über 2800 m ü.M. mitnehmen. Ab dem Passo di Blumone ist man zurück in der Zivilisation und am Rifugio Tita Secchi werden wir von den Menschenmassen schier erschlagen. Leider war mein bevorzugtes Rifugio Croce Domini ausgebucht, so dass wir einen kleinen Umweg über das Rifugio Tassara gehen mussten. Alternativ kann man auch am Rifugio Tita Secchi übernachten und am nächsten Tag den Alta Via de Caffaro zum Passo Maniva gehen.
Der Cornone di Blumone
Wegbeschreibung

Direkt hinter dem Rifugio geht es durch Fels und Geröll hinauf zur Bocchetta Brescia. Vom Pass geht es steil hinab auf eine Hochfläche oberhalb des Valle di Leno, wobei das letzte Stück des Abstieges seilgesichert durch Felsen geht. Nun geht es unschwierig, stetig leicht ansteigend über die Hochfläche zum Passo del Termine und anschließend fast Eben zum Passo di Blumone. Ab hier geht ein breiter, gut ausgebauter Weg zum Rifugio Tita-Secchi am Lago della Vacca. Das erste Stück des Weges zum Passo di Val Fredda besteht aus großen Steinen und wird mit dem Minnibagger angelegt (Maultierpfad aus dem ersten Weltkrieg). Ab dem Pass geht es deutlich abwärts und an der Malga Val Fredda trifft man auf einen Fahrweg, den man aber ein Stück später nach rechts wieder verlassen kann. Am Rifugio Tassara betreten die Füße das erste mal seit Temu wieder Teer.
Das Rifugio Bazena-Tassara
Hütte

Hütte is beim Rifugio Bazena-Tassara mal wieder nicht das richtige Wort. Es liegt direkt an der Straße und ist ein Ausflugslokal mit Zimmern. Wir sind die einzigen Gäste an diesem Abend. Der Service ist freundlich aber das Essen eher schlecht und im Bad unseres Doppelzimmers riecht es total schimmlig. Das Rifugio am Passo Croce Domini an dem wir am nächsten Tag vorbei kommen, sieht wesentlich gemütlicher aus.
Seilsicherungen im Abstieg von der Bocchetta Brescia
Blick vom Passo di Blumone auf den Lago della Vacca
Breit ausgebauter Weg hinter dem Rifugio Titta-Secchi

Samstag, 4. August 2018

Etappe 19: Rifugio Prudenzini - Passo di Poia - Passo Ignaga - Passo di Campo - Rifugio Maria e Franco

Höhenmeter: 1693|1346
Kilometer: 16
Schwierigkeit: Überwiegend T4, stellenweise T5 bis auf den Weg vom Rifugio Baita Adame zum Rifugio Citta di Lissone T2
Blick vom Rifugio Maria e Franco über den Lago Dernal zum Adamello
Eine weiter lange Etappe die wiederum, durch die schwierigen Wege, länger dauert als die reinen Daten es vermuten lassen (Die Zeitangaben auf den Schildern im Adamello sind realistisch bis ambitioniert). Riesen Felsblöcke, steile Anstiege und schmale Wege machen einem das Leben schwer aber auch interessant. Nach dem Rifugio Citta di Lissone war ein Seil an einer versicherten Passage gerissen, wodurch eine leichte Kletterei gleich zu einem UIAA III- wird. Und dass das Gelände nicht ungefährlich ist, zeigt auch ein Unfall aus dem Jahr 2017 wo ein junges Paar am Passo Ignaga in ein Unwetter geraten ist und die Frau tödlich verunglückt ist. Die Landschaft aber bleibt traumhaft und von jedem Übergang aus hat man wieder Blicke aus einer anderen Perspektive auf den Monte Adamello. Kurz vorm Rifugio Maria e Franco sind wir dann auch das erste mal durch einen Schauer, richtig Nass geworden. Trotzdem ein weiterer herrlicher Tag im Adamello.
Brückenreparatur auf italienisch
Wegbeschreibung

Vom Rifugio Prudenzini geht es über eine notdürftig reparierte Brücke über den Fluss und dann gleich in den Anstieg zum Passo di Poia. Die erste Hälfte ist noch eher gemütlich bevor man wieder durch Felsbrocken klettern darf, allerdings etwas einfacher als am Vortag. Abwärts ins Val Adame geht es erst über Blockschutt und dann auf teils exponiertem Steig der mit Holzbohlen gesichert ist. Am Rifugio Baita Adame angekommen geht es die nächsten Kilometer praktisch Eben, auf gemütlichem Weg zum Rifugio Citta di Lissone. Nun geht es erst auf breitem Weg den Hang entlang und dann auf einem schmaleren Pfad leicht bergab. Man trifft auf Seilversicherungen, der Weg wird ausgesetzter und man steht plötzlich vor einem fünf Meter hohen, bröckelig feuchten Aufschwung wo die Seilsicherung gerissen ist. Nach dieser Stelle geht es noch etwas flach am Hang entlang bevor man Steil nach oben steigt. Auf den Steilanstieg folgt eine längere leicht ansteigende Querung zum Grat, wobei man die meiste Zeit ausgesetzt auf Holzbohlen läuft und auch immer wieder auf Seilsicherungen trifft. Die letzten Meter zum Passo Ignaga muss dann mit Hilfe von Seilsicherungen, recht ausgesetzt, am Grat entlang geklettert werden. Der erste Teil des Abstiegs vom Pass ist noch einfach bevor man ein Stück nach dem Lago d'Avolo eine Steilstufe neben Wasserfällen seilgesichert hinabklettern muss. Danach geht es unschwierig aber teilweise ausgesetzt zum Passo di Campo und auch der Anstieg über eine schräge Fläche zum Lago Dernal bietet keine großen Schwierigkeiten. Rechts vom See geht es hinauf zum Passo Dernal mit dem Rifugio Maria e Franco.
Rifugio Maria e Franco am Passo Dernal
Hütte

Ein weiteres Hüttenhighlight auf unser Tour. Das Rifugio Maria e Franco liegt an den Berghang gekauert am Passo Dernal mit tollen Blicken nach Südwesten und Nordosten. Die Hütte wird seit über 25 Jahren vom gleichen Ehepaar bewirtet und man merkt das sie ihre Arbeit mit Leidenschaft machen. Es gibt sehr gutes Essen und anschließend eine Kostprobe vom selbstgemachten Grappa und/oder verschiedenen aromatisierten Grappe. Die Schlaflager sind einfach aber ausreichend.
Engstelle im Abstieg vom Passo di Poia
Links im Bild der Aufschwung mit kaputter Seilsicherung
Endloser Bohlenweg am Hang entlang zum Passo Ignaga
Gratkletterei zum Passo Ignaga
Versicherter Abstieg entlang von Wasserfällen
Vom Gletscher bearbeitet, schräge Fläche zum Passo Dernal

Freitag, 3. August 2018

Etappe 18: Rifugio Garibaldi - Passo Premassone - Passo Miller- Rifugio Prudenzini

Höhenmeter: 1404|1746
Kilometer: 15,1
Schwierigkeit: Viel T4, Stellenweise an den Pässen T5, zwischen Rifugio Tonolini und Rifugio Gnutti T3
Blick vom Passo Miller ins Val Miller mit dem Rifugio Gnutti am Lago Miller
Nach den Erfahrungen der letzten zwei Wochen haben wir uns entschieden den Adamellohöhenweg in drei statt vier Etappen zu absolvieren. Was aufgrund der reinen Daten gut machbar klingt, war aufgrund des Geländes (viel Blockschutthalden die durchklettert werden müssen und sehr steile Anstiege) doch etwas anstrengender. Ich würde im Nachhinein eher empfehlen, wenn man die Zeit hat, den Weg wie der Zweitbegeher von Alpenquerung.info in vier Etappen zu machen. Dann hat man auch mehr Zeit die tolle Landschaft und die herrliche Ruhe im Adamello zu genießen. Hier war auch tatsächlich der einzige Teil unser Tour wo wir die meiste Zeit keinen Mobilfunkempfang hatten. Ich möchte an dieser Stelle auch noch darauf Hinweisen, dass dieses Wegstück mit das Schwierigste auf der ganzen Tour war. Es gibt viele exponierte Stellen, Klettereinlagen mit und ohne Seilsicherungen (manchmal defekt) und eben auch viel Kletterei durch rießige Grantiblöcke, wo auch jeder Schritt sitzen sollte. Hier ist also über weite Strecken höchste Konzentration gefragt und die psychische Belastung ist nicht zu unterschätzen wenn man sich auf solchen Wegen nicht wohl fühlt. Mir hat es definitiv sehr viel Spaß gemacht aber Markus war teilweise an der Grenze seiner Belastbarkeit. Trotzdem kann ich jedem nur empfehlen diesen Teil des L1 zu laufen (viele schaffen es zeitlich leider nur bis ins Vinschgau). Auch die Hütten im Adamello sind Spitze und noch richtige Rifugios, im Gegensatz zu dem was man in den Nordalpen immer häufiger antrifft.
Ein Steinbock kommt selten alleine

Hinweisschild zum Adamellohöhenweg








Wegbeschreibung

Vom Rifugio aus geht es ein Stück zurück und dann über den Staudamm. Es geht eine kleine Geländestufe nach oben und man bekommt einen ersten Vorgeschmack auf die Granitblockmeere die einen noch erwarten. Nun sieht man auch schon die Bocchetta del Pantano, einen kleinen Durchlass, zu dem man steil durch einen Kamin nach oben klettern muss. Dahinter geht es zuerst steil hinab und dann über Blockschutt zum Lago Pantano. Hier muss man eigentlich unterhalb der Staumauer durch aber ein netter Kraftwerksmitarbeiter hat uns über die Staumauer begleitet, nachdem er uns aus seinem Fenster erspäht hatte. Nach der Staumauer geht es noch kurz am See entlang und dann sehr steil einen Grashang nach Westen hoch. Oben auf der Geländestufe geht es noch ein Stück flacher bevor es dann wieder Steil, diesmal durch riesigen Blockschutt nach oben geht. Es gibt genug Markierungen aber letztendlich muss man sich den besten Weg zum durchklettern suchen. Die letzten Meter zum Pass geht es mit Seilsicherungen über eine Felsstufe. Vom Pass geht es erst einfacher aber steil nach unten, bevor man in der nächsten Granithalde landet, die sich fast bis zum Rifugio Tonolini zieht. (Wer möchte kann auch über den Passo Cristallo zum Rifugio Gnutti wandern.) Ab dem Rifugio wird der Weg einfacher und man läuft entlang des Stausees zum Rifugio Baitone. Von hier geht der Weg teils recht ausgesetzt und mit gelegentlichen Seilsicherungen, aber gut ausgebaut über den Passo del Gatto zum Rifugio Gnutti. Der Weg führt gemütlich am See entlang und auch die ersten Meter des Anstieges zum Passo Miller sind noch einfach. Die letzten 400 Höhenmeter sind dann aber wieder beste Blockschuttkletterei. Vom Passo Miller geht es ersteinmal steil hinunter bevor man längere Zeit fast auf gleicher Höhe teils wieder durch Blockschutt quert. An einigen Stellen ist der Weg auch mit dicken Holzbohlen vor dem Abrutschen gesichert und recht exponiert. Nach ca. einem Kilometer geht es dann steil hinunter ins Valle di Salarno wo man auch bald das Rifugio Prudenzini erreicht.
Blick vom Rifugio Gnutti zum Passo Miller
Hütte

Das Rifugio Prudenzini kann man als Durchschnittlich bezeichnen. Der Service war freundlich, die Betten gut und das Essen auch absolut in Ordnung, aber halt auch nichts besonderes. Auch die Lage ist zwar schön aber nicht spektakulär. Wie schon Eingangs erwähnt würde ich im Nachhinein den Adamellohöhenweg auf vier Etappen laufen und im Rifugio Gnutti übernachten. Dieses ist schöner Gelegen, der Service war sehr freundlich (es gab super leckeren selbstgemachten Genepi) und wir haben ein spitzen Mittagessen dort bekommen.
Anstieg zur Bocchetta del Pantano
Blockschutt im Aufstieg zum Passo Premassone
Granitblockmeer um den Lago Premassone
Weg zum Passo del Gato
Blockhalden im Anstieg zum Passo Miller
Und auch im Abstieg