Dienstag, 30. Oktober 2018

Fazit

Würde ich diese Alpenquerung noch einmal laufen? Ja! Die Alpenquerung auf dem L1 hat alle meine Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen. Größenteils ruhige Wege, gemütliche Hütten und tolle, ständig wechselnde Landschaften, von den schroffen Kalkalpen im Norden über die vergletscherten Zentralalpen mit dem Höhenpunkt Monte Vioz, durch die Granitwüste des Adamello und zuletzt zu  den lieblichen Almlandschaften und Bergmischwäldern der Brescianer Voralpen.
Würde ich etwas anders machen? Nach der Ankunft in Brescia beschlich mich das Gefühl, dass ich in Garmisch doch schon in den Bergen und nicht davor gestartet bin (Es sind auch nur zwei Etappen in den Nordalpen). Also das nächste mal vielleicht schon in Bad Kohlgrub am Hörnle starten oder ab Füssen (Königsschlösser) die Ammergauer Alpen noch durchqueren (ich hab sie zum Glück schon so oft bestiegen, dass zählt sicher mit). Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meinen Abänderungen der Originalroute und kann sie jedem nur ans Herz legen!
Während uns bis ins Vinschgau noch einige andere L1 Aspiranten begegneten, wurde es danach deutlich ruhiger. Im Adamello und auch im Santuario di Monte Conche kommen nach Aussage der Hüttenwirte nur sehr wenige Deutsche vorbei <50 pro Jahr. Ich möchte an alle die das Lesen appellieren: Wenn ihr nicht genug Zeit für den ganzen Weg habt, lauft lieber die zweite Hälfte. Natürlich sind die Stubaier und Ötztaler Alpen schön und wir hatten auch dort teilweise tolle und ruhige Wege. Aber die Ruhe des Adamellogebirges mit seinen riesigen Granithalden, die Gastfreundschaft der Italiener und das gute Essen auf den italienischen Schutzhütten und nicht zuletzt die Besteigung des Monte Vioz waren für mich die absoluten Highlights dieser Unternehmung. Im Süden herrscht noch Alpinismus mit Herz und Liebe zu den Bergen und nicht der Hochtourismus der sich leider in vielen Gegenden der Nordalpen verbreitet hat und die Ansprüche an den Komfort von Hütten und den Ausbaustandart von Wegen immer weiter nach oben schraubt.
Zur Schwierigkeit möchte ich sagen, dass ein großteil der Wege für einen durchschnittlichen Bergwanderer gut zu gehen sind. Ausnahmen sind die Überquerung des Atterkarjochs, des Fürkeleferners und auch einige Passagen im Adamello und in den Brescianer Vorbergen (können normal umgangen werden) die doch etwas mehr alpinistische Erfahrung erfordern. Gerade der Adamello sollte von den physischen (Klettern durch PKW große Granitblöcke und sehr steile Anstiege) aber auch psychischen (lange ausgesetzte Passagen auf schmalen Wegen) Anforderungen nicht unterschätzt werden und man sollte sich wenn möglich die Zeit nehmen, diesen tollen Hochgebirgsweg in Ruhe zu genießen! Bis auf an wenigen Stellen war der L1 immer gut zu finden und für zumindest einen Großteil der Strecke gibt es mittlerweile gute und aktuelle GPS Tracks (z.B. auf Outdooractive).

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